Veloprojekt RS9 an den Bodensee Schuljahr 2019/20

06. Aug 2020

Veloprojekt der 9. Klasse

Wie in den letzten Jahren hatten die Jugendlichen der beiden neunten Klassen den Wunsch, ein Veloprojekt zu planen und durchzuführen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Absichtserklärung
Wie üblich gelangten wir am Elternabend im August 2019 mit der Frage nach einem Veloprojekt an die Eltern – ohne ihre Unterstützung geht nichts. Mit breiter Zustimmung gaben diese grünes Licht, die Klasse konnte in der Folge unter diversen Vorschlägen ein Reiseziel bestimmen.

Reiseziel Mittelmeer

Aus früheren Projekten lernten wir, dass gewisse Unterkünfte bereits im August für das kommende Jahr zu reservieren sind, ansonsten die Plätze belegt sein würden. Die Wahl des Zieles fiel auf das Mittelmeer, genauer den Strand von «La Grande Motte» bei Montpellier. Da musste eine gewisse Unterkunft in Avignon sofort reserviert werden. Damit standen das Datum und die ungefähre Etappenwahl bereits fest. Zur Mitfinanzierung erhielten alle Jugendlichen den Auftrag, in einem Freizeitjob Fr. 250.- zu verdienen und auf das Projektkonto zu überweisen.

Erste Vorbereitungen
So begannen die einzelnen Teams im Januar 2020 mit der Suche nach Sponsoren, der Routenwahl, der Unterkunftssuche (Campingplätze sollten bevorzugt werden), der Zusammenstellung des Begleitteams, der Suche nach einem geeigneten Begleitfahrzeug inkl. Anhänger… Kurz gesagt, alle waren bereits im Vorfieber.

Und dann überrollte uns das Coronavirus!
Ende aus! Die Enttäuschung war riesig, wir konnten es nicht fassen, was da eben passierte. Alle Grenzen zu, Schulen geschlossen mit Fernschulung, alles blieb zu Hause. Unser Projekt verschwand wie eine geplatzte Seifenblase. Nur schwer konnten wir uns mit diesem Umstand abfinden. Immer wieder bedrückte der Umstand, kein Abschlussprojekt durchführen zu können, unsere Gemütslage.

Und plötzlich wieder Hoffnung!
Vor Pfingsten lockerte der Bundesrat die Einschränkungen soweit, dass Reisen unter gewissen Voraussetzungen auch für Schulen wieder durchführbar wurden. So gelangten wir am Dienstag nach Pfingsten mit der Möglichkeit an unsere Neunteler, eventuell doch noch ein in allen Belangen abgespecktes Veloprojekt in der Schweiz kurzfristig zu planen und durchzuführen. Bereits nach gut einer Stunde stand fest, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen eine Veloreise mit Start bei unserem Schulhaus in Allenlüften durchführen wollte.

Reiseziel: Bodensee. Kurze Vorbereitungszeit
Start in Allenlüften – Ziel in Romanshorn in vier Tagesetappen, 300 km Veloweg, gut drei Wochen Vorbereitungszeit – was für eine sportliche Ausgangslage, in jeder Beziehung! Sofort ging es an die Reservation der Unterkünfte, die Velotrainings, die Finanzierung, den Druck der seit langem gekauften Shirts (gesponsert durch die Firma Hurni+Sohn => herzlichen Dank!!), die ganzheitliche Vorbereitung (soweit das in nur drei Wochen überhaupt (un)möglich ist) – und alles unter den Auflagen der Vorgaben des BAG und diverser Schutzkonzepte. Selbst unsere Schulärztin, Frau Dr. D. Custer, unterstützte unser Vorhaben mit ihrem informativen Unterrichtsbesuch. Sie sensibilisierte alle Teilnehmenden Jugendlichen und Lehrpersonen bezüglich der Pandemie. Als Begleitpersonen auf dem Fahrzeug konnten kurzfristig Natalie Blaser und Bernhard Bossi gefunden werden – ohne sie wäre die ganze Reise nicht durchführbar gewesen: herzlichen Dank für eure absolut tolle Unterstützung!

Unglaublich – wir hatten es geschafft und konnten trotz allen Widrigkeiten eine fünftägige Veloreise an den Bodensee unternehmen!

Freitag, 19. Juni 2020
Start um 09.30 Uhr in Allenlüften, 15 Minuten später bei der Gümmenenbrücke. Bei andaurendem Regen ging es eingepackt in die Regenkleider nun doch noch los. Über Kerzers – Hagneck gelangten wir nach Ipsach, wo wir unter einem Festzelt des ansässigen Fussballclubs geschützt vor dem Regen bei kühler Witterung unsere Mittagsbissen zu uns nahmen. Wieder auf den Velos konnten wir uns der eingehandelten Kühle entledigen, der aufhellende Himmel stimmte uns dem Nidau – Büren – Kanal entlang zuversichtlich. In Solothurn entschädigte die zentral gelegene Jugendherberge (JH) mit einer warmen Dusche. Nach der Mitnahmepizza aus der Pizzeria «zur grünen Ecke» setzte erneut der Regen ein und begleitete uns auf dem Stadtrundgang durch Solothurn. Schliesslich konnten alle die erlebten Bilder in ihrem trockenen Bett mit in die Träume nehmen…

Samstag, 20. Juni 2020
Packen, 07.30 Uhr Morgenbuffet, Velos bereitstellen: die längste Etappe stand an: 95 km bis in die JH Baden. Ich begleitete eine kleine Gruppe im Zug bis Olten. Dann trafen sich alle Veloteams am abgemachten Treffpunkt an der Aare in Aarau. Dort stand unser erstes Mittagsbuffet unter den Vorgaben nach BAG an: Hände waschen, desinfizieren, schöpfen lassen und geniessen. Nach den Behandlungen einzelner, glücklicherweise nicht gravierenden Sturzblessuren nahmen wir die Weiterfahrt nach Baden unter die Räder. Dort erreichten wir zufrieden die niedliche, an der Limmat gelegene JH, checkten ein und freuten uns nach der Dusche auf das Abendessen: Salat, Spagetti bolo/pesto, Glace. Am Abend wagte sich die Hälfte trotz angesagtem Regen, dieser traf auch ein, in die Altstadt. Mit «Arschlöcherle» beendeten wir den Abend erst bei Dunkelheit. Nach 95 km auf dem Velo wurde es rasch ruhig…

Sonntag, 21. Juni 2020
Nach dem üblichen Morgenritual ging es früh los: «Bergpreis erster Kategorie» Richtung Schaffhausen stand gleich an. Auf dem Veloweg Richtung Rhein kreuzten wir die Anflugschneise zum Flughafen Kloten, eindrücklich wie langsam die grossen Vögel über unsere Köpfe schwebten. Mittagspause in Eglisau mit reichhaltigem Buffet. Anschliessend Weiterfahrt Richtung Schaffhausen – zweiter Bergpreis des Tages! Endlich überquerten wir den Rhein und fuhren an den Rheinfall in Neuhausen – Fotosession. Schweissgebadet erreichten wir das (altertümliche) Schlösschen JH Schaffhausen. Das feine Abendessen entschädigte für die Anstrengungen des Tages. Anschliessend konnten alle ihren Lieblingsspielen frönen und danach in den doch engen Schlafzimmern ihren wohlverdienten Schlaf suchen…

Montag, 22. Juni 2020
Bereits stand die letzte Etappe an: Schaffhausen – Stein am Rhein – Konstanz – Romanshorn. In Stein am Rhein staunten alle über die bemalten Häuser, sogar die Kulissendeckel sind bemalt. Fahrt dem Untersee entlang, Grenzübertritt nach Deutschland (wäre lange nicht denkbar gewesen) mit Dönermittagessen im Hafen von Konstanz. Leider drehte «Imperia» nicht, doch die geplante Fotosession fand trotzdem statt. Shoppen oder Weiterfahren war danach die Frage. Die zunehmende Wärme erschwerte die Fahrt nach Romanshorn. Dort angekommen konnte auf dem Viersternecampingplatz «Seehorn» das Camp schnell aufgebaut werden, schliesslich wartete das Bad im Bodensee. Nach Grill mit Salatbuffet verbrachten wir einen wunderbaren Campingabend. Noch lange nach der «Nachtruhe» waren die Gespräche der scheinbar nimmermüden werdenden aus den Zelten zu vernehmen…

Dienstag, 23. Juni 2020
Aufstehen war auf 08.00 Uhr angesetzt – doch kaum eine/einer hielt es solange im Zelt aus. Nach einem reichlichen Morgenessen, u.a. mit kalten Bratwürsten vom Vorabend, wurde das Camp abgebrochen, alles gereinigt und der kurze Weg nach Romanshorn unter die Räder genommen. Beim Bahnhof Romanshorn konnten alle 35 Velos in den Anhänger, dieser warb mit Platz für 22 Fahrräder, verstaut werden. Natalie und Bernhard machten sich unter dem Applaus aller sofort auf die Heimreise. Bis zur Abfahrt des Zuges direkt nach Bern vergnügten sich die einen im Schwimmbad Romanshorn, die andern auf dem Perron sitzend mit «Arschlöchle». Schliesslich gelangten wir gegen 16.00 Uhr müde aber sehr glücklich in Bern an. Wir hatten es doch noch geschafft…

Dank
Zuerst danke ich allen Schülerinnen und Schülern für den Mut und den Willen, doch noch eine Velotour zu organisieren und durchzuführen. Euer Auftreten war immer vorbildlich – Klasse! Vielen Dank allen Begleitpersonen: Frau Amirthalingam, Frau Psota, Frau Schlecht, Frau Kolly (temporär), Frau Blaser, Herr Bossi und Herr Möri (temporär). Ohne euch hätten wir kein Projekt erleben dürfen.
Äs het gfägt mit öich!

R. Nadig, SL

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